Plötzlicher Herztod beim Sport: Das musst du wissen!

Im Fußballspiel Dänemark gegen Finnland bricht Dänen-Star Christian Eriksen plötzlich zusammen. Die Welt sieht zu, wie der 29-jährige Eriksen auf dem Platz fast stirbt – und zum Glück erfolgreich wiederbelebt wird. Aber wie konnte es so weit kommen? Warum erleidet ein gesunder und fitter Sportler wie Eriksen einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand? Das und mehr beantworten wir dir im Folgenden.

Was ist ein plötzlicher Herztod?

Der plötzliche Herztod (bzw. Sekundentod oder umgangssprachlich „Herzstillstand“) bezeichnet den schnellen unerwarteten Tod mit Herzproblemen als zugrunde liegende Ursache. Es kommt dabei zum Verlust von Herzfunktion, Atmung und Bewusstsein.

Ein häufiger direkter Auslöser ist – anatomisch betrachtet – eine Beeinträchtigung des elektrischen Reizleitungssystems des Herzens. Die Pumpleistung unseres natürlichen Taktgebers wird folgend unterbrochen und der Blutfluss des Körpers stoppt. Dabei wird oft auch vom sog. „Kammerflimmern“ gesprochen. Während der gesunde und intakte Herzmuskel koordiniert arbeitet und Blut pumpt, verfällt unser Herz bei diesem Phänomen in ein unkontrolliertes Zucken und „Flimmern“. Hervorgerufen werden kann dieser Zustand u.a. durch verschiedenste Herzleiden.

Ohne sofortige Behandlung führt der folgende Herz-Kreislauf-Stillstand häufig zum Tode. Durch die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) – oder auch Herzdruckmassage – sowie den Einsatz eines Defibrillators können die Überlebenschancen bis zum Eintreffen der Rettungskräfte allerdings gewahrt werden.

 

Wichtig: Der plötzliche Herztod ist nicht zu verwechseln mit einem Herzinfarkt. Bei einem Herzinfarkt wird der Blutfluss zu einem Teil des Herzens blockiert (z.B. verstopft). Ein Herzinfarkt kann in einigen Fällen jedoch eine elektrische Störung auslösen, die wiederum zu einem plötzlichen Herztod führt.

Warum kann der Herztod auch Sportler treffen?

Zu einem plötzlichen Herztod bei Sportlern kommt es fast immer aufgrund einer Herzerkrankung. Oftmals trifft diese schließlich auf Risikofaktoren, wie den Wiederbeginn mit Wettkampf-Training nach langer Pause in Verbindung mit hohem Ehrgeiz oder intensive sportliche Belastung im Alter ab ca. 55 Jahren ohne vorherigen Gesundheits-Check-Up.

Nicht in allen Fällen lassen sich Herzerkrankungen bei Vorsorgeuntersuchungen allerdings entdecken. Deshalb ist der tödliche Kollaps selbst bei Profisportlern möglich, die regelmäßig mit modernsten Methoden untersucht werden. Allgemeine Ursachen für einen plötzlichen Herztod können zum Beispiel sein:

  • Koronare Herzkrankheit‍ Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine der häufigsten Ursachen für einen Herztod. Betroffene leiden unter verstopften Arterien (zum Beispiel durch Cholesterin und andere Ablagerungen), was den Blutfluss zum Herzen verringert. Rund sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer KHK (schätzungsweise).
  • Angeborene Herzfehler Ein Herztod bei Kindern oder Jugendlichen ist häufig auf eine angeborene Herzerkrankung zurückzuführen. Auch Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler haben ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod – auch wenn sie bereits operiert sind.
  • Vergrößertes Herz Bei einem vergrößerten Herz verdicken oder vergrößern sich die Muskelwände des Herzens. Ein solches abnormales Herz kann zu Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) führen. Wenn die Herzrhythmusstörung lebensgefährlich ist (Kammerflimmern), kann es zu einem plötzlichen Herztod kommen.
  • Kardiomyopathie Bei einer Kardiomyopathie wie einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist die Funktion des Herzmuskels eingeschränkt. Das Herz kann nicht mehr ausreichend Blut durch den Kreislauf befördern und es kommt zur Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
  • Gestörtes Reizleitungssystem Bei manchen Menschen liegt das Problem im elektrischen System des Herzens selbst – und nicht im Herzmuskel oder den Herzklappen. Diese werden als primäre Herzrhythmusstörungen bezeichnet und umfassen Erkrankungen wie das Brugada-Syndrom und das lange QT-Syndrom.

Wenn ein junger und fitter Sportler wie der Däne Eriksen auf dem Feld zusammenbricht, liegt demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Herzerkrankung vor. Die Frage ist also weniger ob, sondern welche Erkrankung die Ursache ist.

Übrigens: Bei jungen Sportlern ist eine unentdeckte Verdickung des Herzmuskels die häufigste Ursache für einen plötzlichen Herztod. Von 100.000 „gesunden“ Sportlern entwickeln schätzungsweise einer bis drei Sportler eine plötzlich auftretende und tödliche Herzrhythmusstörung während des Trainings.

Kann man nach einem Herzstillstand noch Sport treiben?

Wer einen Herz-Kreislauf-Stillstand überlebt oder unter einer Herzkrankheit leidet, sollte in vielen Fällen keinen Leistungssport mehr betreiben. Ausnahmen gibt es jedoch immer – so spielte der Fußballer und Nationalspieler Gerald Asamoah beispielsweise seine gesamte Karriere über mit einem Herzfehler. Ein Defibrillator stand am Spielfeldrand jederzeit bereit. Der niederländische Fussballer Daley Blind spielt dagegen mit Myokarditis. Ähnlich wie Eriksen brach Blind 2020 auf dem Spielfeld zusammen. Seitdem spielt Blind mit einem Defibrillator in der Brust.

Nun sind die meisten von uns keine Profisportler. Wie sieht es also mit Freizeitsport aus? Für die meisten Personen mit Herzerkrankungen ist das weiterhin möglich – und für den allgemeinen Gesundheitszustand häufig auch sinnvoll. Regelmäßiges Training ist bei fast allen Herzerkrankungen ein wichtiger Teil der Rehabilitation.

Wissenswert: Männer sind bis zu zehnmal häufiger von Herzerkrankungen und Herztod betroffen als Frauen. Das liegt laut Studien vor allem daran, dass sich Frauen gesünder ernähren und sich mehr bewegen als Männer.

Wie kann ich einem Herztod vorbeugen?

Ein plötzlicher Herztod ist oft (aber nicht immer) vermeidbar. Voraussetzung dafür ist eine frühzeitige Diagnose von Vorerkrankungen und Therapie sowie ein konsequentes Vorbeugen – vor allem, wenn sich Warnzeichen bemerkbar machen. Folgende Symptome sollte man dabei beachten:

  • Brustschmerzen und/oder Luftnot
  • Herzrasen ohne erkennbaren Grund
  • Hartnäckiges und regelmäßiges Herzstolpern
  • Kurze und häufig auftretende Bewusstlosigkeit
  • Regelmäßige Schwindelanfälle oder drohende Bewusstlosigkeit

In einigen Fällen (vor allem bei Profisportlern) gibt es allerdings keinerlei Warnzeichen. Der Herztod kommt aus heiterem Himmel und kann nur schwer vorhergesehen bzw. verhindert werden. Das erste Anzeichen ist dann erst ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand

Tipp: Eine wichtige Präventionsmaßnahme ist auch das Einhalten von Schonung, wenn angeraten. Wer so beispielsweise nach einer Erkrankung oder grippalem Infekt zu früh trainiert, riskiert eine Herzmuskelentzündung. In schweren Fällen kann dies zum Herztod führen.

Schlusswort

Ob Profisportler oder Couchpotato: Der plötzliche Herztod kann grundsätzlich jeden treffen – und zwar unabhängig vom Alter. Fast immer liegt die Ursache in einer unentdeckten Herzerkrankung und/oder ignorierten Warnsignalen. Eine Prävention ist dabei leider nicht immer möglich und so kann sich ein lebensgefährliches Herzversagen auch im Profisport ereignen, wie der Fall Eriksen zeigt. Trotz regelmäßiger Untersuchungen konnten bei ihm keine Vorboten festgestellt werden.

Neben dem aktuellen Vorfall um den Dänen und den beschriebenen Niederländer Blind verzeichnen die Geschichtsbücher der höchsten Fußball-Bühne übrigens noch einige weitere prominente Fälle. Als ergänzendes Beispiel für einen glücklichen Verlauf ist Fabrice Muamba anzuführen, der im Jahr 2012 während einem englischen FA-Cup Spiel seiner Bolton Wanderers ein Herzversagen erlitt – und erfolgreich reanimiert werden konnte. Sein Herz begann nach 78 Minuten wieder selbstständig zu schlagen.

Demgegenüber stehen allerdings auch Ereignisse mit tragischem Ausgang. Die Fußballwelt erinnert sich so bis heute an die Fälle des Kameruners Marc-Vivien Foé (28), der in Folge eines Kollapses bei einem Spiel des Confederations-Cup im Jahr 2003 verstarb, an den ungarischen Fußball-Profi Miklós Fehér (24), der vor laufenden Kameras bei einem Ligaspiel seiner Benfica Lissabon 2004 ein tödliches Herzversagen erlitt sowie an den Tod des Spaniers Antonio Puerta (22) nach einem Zusammenbruch beim Liga-Spiel seines FC Sevilla gegen den FC Getafe im Jahr 2007. Bei allen dreien wurden folgend kardiale Vorerkrankungen festgestellt.

Einzige Chance für die Betroffenen in allen Fällen des Herztods: Kenntnisse um die kinderleichte Reanimation.